Montag, 18. Februar 2008

Yad Vashem und French-Hospital!

Seit Sonntag ist eine Gruppe aus Gnadenthal für zwei Wochen hier bei uns zu Gast. Mit denen waren wir heute in Yad Vashem, der Holocaust-Gedenkstätte und im French-Hospital, dem Hospiz für Sterbende, in dem ich hätte auch mein Volontariat machen können.
Da es seit gestern in Jerusalem schneit, wurde ich heute Morgen gebeten, eines der beiden Fahrzeuge zu fahren um die Leute nach Jerusalem zu bringen. So waren wir als erstes beim Herzel-Berg, auf dem sich die Gedenkstätte befindet. Es gibt seit etwas mehr als einem Jahr eine neue Halle. Diese hat die Form einer Toblerone und befindet sich stückweise unter der Erde. Also man kann ja die Shoa, wie der Holocaust hier genannt wird, nicht wirklich begreifen. Was die Fakten oder Taten angeht, so hat man im Laufe seines Lebens einiges in der Schule oder durch Dokumentationen im Fernsehen gelernt. Man kennt die damaligen Propagandabilder der Nazis, den geschichtlichen Ablauf des politischen Aufstieges von Adolf Hitler usw. Aber es ist doch was anderes, wenn man dies alles so konzentriert vor Augen geführt bekommt. Ich könnte jetzt von vielem schreiben, was ich dort gesehen oder erlebt habe, aber was für mich vollkommen neu war, ist die Existenz des Spieles „Juden Raus“, welches wohl damals so bekannt war wie „Mensch ärgere dich nicht“ heute und wohl auch so ähnlich gespielt wurde. Nur musste man da nicht seine vier Figuren in Sicherheit bringen, sondern sechs Juden nach Palästina schicken. So wurde die Nazipropaganda schon den Kinder von klein auf eingetrichtert. Da wir danach vom French-Hospital eingeladen wurden, konnten wir uns leider nicht alles anschauen. Aber ich werde auf jeden Fall dort noch einmal hinfahren, um mir auch den Rest der Gedenkstätte anzuschauen.
Anschließend fuhren wir zum French-Hospital, welches sich genau gegenüber dem Neuen-Tor der Altstadt befindet. Also ich hatte mich ja wie schon geschrieben dort auch beworben als Volontär und auch eine Zusage bekommen. Ich bin froh im Nachhinein, das es mit Latrun geklappt hat. Diese Arbeit hätte ich nicht geschafft. Ich wusste schon damals, bei meiner Suche nach einem Zivildienstplatz, warum ich mir einen fahrerischen Dienst gesucht hatte. Die anderen Zivis, die auf Station gearbeitet haben, erzählten mir eine Menge von ihren Aufgaben und Tätigkeiten. So kann ich wieder einmal nur meinen Hut vor all denen ziehen, die diese Aufgabe ausführen.
Auf dem ersten Foto seht ihr das French Hospital, welches ich bei der Altstadtmauer-Wanderung gemacht habe. Die anderen drei Fotos habe ich vom Dach des French-Hospitals gemacht, welche das Neue Tor und die Altstadt zeigen. Auf dem letzten Foto seht ihr die Turmspitze der Erlöserkirche.

Holzkreuz!

Ich hatte ja zum Jahresabschluss von der Wanderung nach Bethlehem an Heiligabend geschrieben, bei der das Holzkreuz der Erlöserkirche abhanden gekommen ist. Ein Volontär wollte das Kreuz eine Zeit lang tragen und hat sich in der Zwischenzeit, als wir die Sherut-Taxi-Preise verhandelt haben am Checkpoint, damit aus dem Staub gemacht. Zwei Tage später gab es eine Rundmail an alle Volontäre und Zivildienstleistenden, worin darum gebeten wurde, doch das Holzkreuz wieder zurück zu bringen. Das Thema „verschwundenes Holzkreuz“ ist hier seit dem immer wieder ein Thema unter den Volos und Zivis. Vor zwei Wochen hat sich dann ein Mädel aus einer WG in Gilo gemeldet und mitgeteilt, dass sich das Holzkreuz bei ihnen befindet. Der Typ hat es wohl zusammen mit seiner Freundin einen Tag später dort mit hingenommen und da stehen lassen. Da der Volontär aus der Erlöserkirche für das Kreuz verantwortlich war, sollte er es auch gefälligst dort abholen. Zumal er keine zwei Wochen vorher den goldenen Schlüssel für die Kirchentür der Erlöserkirche bei einer Veranstaltung jemandem in die Hand gedrückt hat, der ebenfalls diesen einfach mitgenommen hat. Aber auch der ist vor zwei Wochen am Samstag, als die Gemeinde der Erlöserkirche hier in Latrun war, wieder dem Probst übergeben worden. Thorben hat innerhalb von nicht einmal zwei Wochen die beiden symbolischen Gegenstände der Jerusalemer Erlöserkirche verloren. So war der gute Thorben also letzte Woche nach seinem Arabisch-Unterricht in Gilo und hat das Kreuz dort abgeholt. Zurück nach Jerusalem ging es mit dem Bus, wobei er schon in diesem merkte, wie komisch die anderen Fahrgäste ihn anschauten. Das war kurz nach Mitternacht. Als er in der Jaffo-Street aussteigen musste und losging, um in die Altstadt zu gehen, merkte er plötzlich einen Schlag gegen das Kreuz hinter ihm. Er drehte sich um und sah, dass ein Israeli mit Kippa um die Anfang zwanzig mit fünf Gleichaltrigen hinter ihm stand, der das kleine Holzkreuz, welches sich oben auf dem großen befand, abgeschlagen hatte. Diese fingen daraufhin auf Hebräisch an rum zu schreien, nahmen ihm das Kreuz ab und schmissen es auf die Straße, wo es dann in zwei Stücke zerbrach. Thorben hob die drei Einzelteile perplex auf und wollte damit abhauen. Daraufhin nahmen sie die Teile wieder ihm ab, schmissen eines auf das Dach der Bushaltestelle und die anderen Teile nahmen sie mit. Somit ist das Holzkreuz der Erlöserkirche nun komplett verschwunden. Thorben hat dann am nächsten Tag auf Verlangen des Probstes eine Anzeige erstattet. In der Bushaltestelle, vor der das Ganze passiert ist, saßen einige Passanten, die auf den Bus gewartet haben, aber keiner hat ihm geholfen. Er konnte nicht sagen, ob es mangelnde Zivilcourage war oder auch eine Ablehnung dem Holzkreuz gegenüber.
Um ehrlich zu sein, wäre ich nicht mit einem 1,5 Meter großen Holzkreuz durch Jerusalem marschiert, egal ob um Mitternacht oder am helllichten Tage.

Sonntag, 10. Februar 2008

Schnipp Schnapp…

… Haare ab. Das hieß es heute bei mir, nach knapp fünf Monaten. Nachdem ich mir immer öfters Bemerkungen über meine Haare und meinen Bart angehört habe, sowohl aus Deutschland als auch von hier, hat mein Bart letzte Woche rund 4/5 seiner Länge verloren. Nachdem ich heute Morgen dann mit gutem Gewissen den Felix verlassen habe, habe ich mich mit Torben und Nicole aus der Erlöserkirche getroffen und wir sind ein wenig durch die Stadt marschiert und haben bei schönstem Sommerwetter draußen zu Mittag gegessen. War echt klasse. Anschließend bin ich dann zu einem Frisör gegangen und habe mich dort ebenfalls von 4/5 meiner Haarlänge getrennt. Danach ging es mit dem Bus zurück zu Felix. Unterwegs habe ich heute noch die Krücken aus Latrun für den Felix organisiert, die zu ihm gebracht wurden und wo ich mich abends habe abholen lassen.

Fußball!

Fußball kann sehr gefährlich sein. Das hat sich gestern mal wieder bewahrheitet. Nachdem ich wieder per Anhalter nach Jerusalem gefahren bin, ging es zu Fuß knapp eine Stunde zu Felix in die German Colony. Da ich letzte Woche zwei Tage krankheitsbedingt ausgefallen bin, ich hatte eine Grippe mit Gliederschmerzen, Husten und Schnupfen, habe ich mich erste einmal über das Wetter in Jerusalem erkundigt, bevor ich losgefahren bin. Es sollte wieder wechselhaftes Wetter geben. So habe ich mich also schön warm angezogen, schließlich möchte ich nicht einen Rückschlag erleiden und in Jerusalem ist es immer ein wenig kälter als bei mir im schönen Latrun, durch den 800 Meter Höhenunterschied. So bin ich also bei schönstem und heißestem Sommerwetter in kompletter Wintermontur eine Stunde lang zu Felix marschiert, denn es fahren am Shabbat ja auch keine Busse. Dort vollkommen durchgeschwitzt angekommen, habe ich mich schnell für das bevorstehende Fußballturnier umgezogen und wir sind zu einem Fußballplatz in der Nähe vom French-Hospital gegangen. Wir haben uns dann mit ca. 10 Anderen wie verabredet getroffen. Drei waren vom French, Torben aus der Erlöserkirche der Theologie-Helge, und ein paar andere Deutsche, ein Kanadier und ein Finne. Auf dem Platz haben wir noch vier Jugendliche Israelis getroffen und drei Teams gebildet, die solange gegeneinander spielen, bis das eine Team zwei Tore gemacht hat. Das Winnerteam bleibt auf dem Platz und das Verliererteam wird ausgewechselt. Was soll ich über das Fußballspielen schon sagen? Also mal soviel. Ich war nicht der Schlechteste. Der Schlechteste war ein Mädel aus Texas, die mit ihrer Freundin aus Alabama dazukam und mitspielen wollte. Also war ich selber schon mal nur Zweitschlechtester. Das wäre ja auch nicht so schlimm gewesen, ich weiß ja selber, dass ich nicht der beste Zocker bin. Aber als das Mädel dann zu mir rief, ich solle mir nichts daraus machen, dass ich den Ball das zweite Mal kurz hintereinander in unser Tor habe rollen lassen, das hat dann selbst bei mir meine Eitelkeit gekränkt. Na ja, ich habe nur Hand hebend zurückgerufen „vielen Dank, kein Problem“. Es hatte schon seinen Grund, dass meine Eltern mich nach ca. vier Wochen aus dem Fußballverein wieder herausgeholt haben, nachdem der Trainer es ihnen ans Herz gelegt hat, da ich immer nur die Marienkäfer vom Platz gerettet habe, bevor meine Kollegen sie zertreten. Aber alles in allem war es ein schönes Spiel. Bis der Felix, der übrigens der Spieler des Tages war, plötzlich meinte, er müsse sich den Fuß verknacksen. Kaum hat er sich den Schuh ausgezogen, war das Fußgelenk vollkommen angeschwollen und sah aus, als stecke dort ein Ei drin. Ich bin also los, habe ein Taxi besorgt, den Felix einladen lassen und bin mit ihm zu einem Krankenhaus gefahren. Da man hier wie fast überall auf der Welt, vor einer Behandlung bezahlen muss, wenn man keine Einheimische Krankenversicherung hat, habe ich seine Behandlung erst einmal mit meiner Kreditkarte bezahlt. Erst 400 Schekel, dass sich ein Arzt ihn anschaut und später noch einmal 170 Schekel, für die Röntgenaufnahmen und die Bandage. Gebrochen hat er sich zum Glück nichts, er hat sich aber eine Bänderdehnung zugezogen. Jetzt muss er vier Tage lang ruhig mit angehobenem Bein im Bett liegen und den Verband noch zwei Wochen lang tragen. Vom Krankenhaus aus bin ich mit ihm noch zu oil of joy mit dem Taxi gefahren, danach haben wir gegenüber noch einen Milchkaffee mit ein paar anderen getrunken und sind dann mit dem Taxi zu ihm zurück in die German Colony, wo ich bei ihm übernachtet habe. Er hat sogar von dem Geschehnis eine schöne Erinnerung bekommen, in Form einer CD mit Fotos von den Röntgenaufnahmen. Also ich bleibe doch lieber beim Tischfußball, dass ist mir durch die herumfliegenden Bälle doch schon gefährlich genug :-)

Dienstag, 5. Februar 2008

Anschlag in Dimona!

Leider haben sich die Befürchtungen der letzten Tage, was Anschläge durch Attentäter, die aus dem Gaza-Streifen über die durchbrochene Grenze zu Ägypten nach Israel rüber gekommen sind, bewahrheitet. So hat sich ein Attentäter in einem Kaufhaus in der Stadt Dimona, welche am Rand der Wüste Negev liegt, in die Luft gesprengt und dabei eine ältere Frau getötet und mehrere andere Menschen verletzt. Unter anderem auch den zweiten Attentäter. Ich habe mir erklären lassen, dass in Anschlägen vor ein paar Jahren der zweite Attentäter erst dann seine Bombe zündet, wenn Sanitäter und Helfer am Ort eingetroffen sind, um den Verletzten zu helfen und sich dann unter sie mischt, um so mehr Menschen töten zu können. Dieser verletzte Attentäter wurde dann, kurz bevor er seine Gürtelbombe zünden konnte, erschossen.

Anschlag in Dimona: SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

Freitag, 1. Februar 2008

Snow!

Endlich Schnee. Nachdem es immer wieder in den hiesigen Medien hieß, es wird Mittwoch in Jerusalem schneien und ein Schneechaos geben, kam er dann auch wirklich. Also zumindest Ersteres, das Schneechaos blieb zum Glück aus. Gut, wie auch? Fast alle Busse sind nicht gefahren, die Schüler hatten frei und auch viele Volos und Zivis in Jerusalem mussten nicht zur Arbeit. Wer konnte, blieb zu Hause. In Jerusalem hat es wohl das letzte Mal Anfang 2003 geschneit.
Schnee habe ich auch gesehen, allerdings nicht in den Mengen, die bei uns ein Schulfrei verursachen würden. Denn ich war gestern Abend wieder in Jerusalem beim Johanniter-Hospiz beim Christus-Treff. Fühle mich da langsam auch schon wie zu Hause :-) Na ja, werde da schließlich auch ab Ende Mai arbeiten für einen Monat. Mal schauen wie es so ist, wenn man mitten im Herzen der Altstadt wohnt. War aber wirklich schön, mal wieder Schnee zu sehen. Lange wird er nicht liegen bleiben, dass Wetter soll besser werden.