Montag, 18. Februar 2008

Holzkreuz!

Ich hatte ja zum Jahresabschluss von der Wanderung nach Bethlehem an Heiligabend geschrieben, bei der das Holzkreuz der Erlöserkirche abhanden gekommen ist. Ein Volontär wollte das Kreuz eine Zeit lang tragen und hat sich in der Zwischenzeit, als wir die Sherut-Taxi-Preise verhandelt haben am Checkpoint, damit aus dem Staub gemacht. Zwei Tage später gab es eine Rundmail an alle Volontäre und Zivildienstleistenden, worin darum gebeten wurde, doch das Holzkreuz wieder zurück zu bringen. Das Thema „verschwundenes Holzkreuz“ ist hier seit dem immer wieder ein Thema unter den Volos und Zivis. Vor zwei Wochen hat sich dann ein Mädel aus einer WG in Gilo gemeldet und mitgeteilt, dass sich das Holzkreuz bei ihnen befindet. Der Typ hat es wohl zusammen mit seiner Freundin einen Tag später dort mit hingenommen und da stehen lassen. Da der Volontär aus der Erlöserkirche für das Kreuz verantwortlich war, sollte er es auch gefälligst dort abholen. Zumal er keine zwei Wochen vorher den goldenen Schlüssel für die Kirchentür der Erlöserkirche bei einer Veranstaltung jemandem in die Hand gedrückt hat, der ebenfalls diesen einfach mitgenommen hat. Aber auch der ist vor zwei Wochen am Samstag, als die Gemeinde der Erlöserkirche hier in Latrun war, wieder dem Probst übergeben worden. Thorben hat innerhalb von nicht einmal zwei Wochen die beiden symbolischen Gegenstände der Jerusalemer Erlöserkirche verloren. So war der gute Thorben also letzte Woche nach seinem Arabisch-Unterricht in Gilo und hat das Kreuz dort abgeholt. Zurück nach Jerusalem ging es mit dem Bus, wobei er schon in diesem merkte, wie komisch die anderen Fahrgäste ihn anschauten. Das war kurz nach Mitternacht. Als er in der Jaffo-Street aussteigen musste und losging, um in die Altstadt zu gehen, merkte er plötzlich einen Schlag gegen das Kreuz hinter ihm. Er drehte sich um und sah, dass ein Israeli mit Kippa um die Anfang zwanzig mit fünf Gleichaltrigen hinter ihm stand, der das kleine Holzkreuz, welches sich oben auf dem großen befand, abgeschlagen hatte. Diese fingen daraufhin auf Hebräisch an rum zu schreien, nahmen ihm das Kreuz ab und schmissen es auf die Straße, wo es dann in zwei Stücke zerbrach. Thorben hob die drei Einzelteile perplex auf und wollte damit abhauen. Daraufhin nahmen sie die Teile wieder ihm ab, schmissen eines auf das Dach der Bushaltestelle und die anderen Teile nahmen sie mit. Somit ist das Holzkreuz der Erlöserkirche nun komplett verschwunden. Thorben hat dann am nächsten Tag auf Verlangen des Probstes eine Anzeige erstattet. In der Bushaltestelle, vor der das Ganze passiert ist, saßen einige Passanten, die auf den Bus gewartet haben, aber keiner hat ihm geholfen. Er konnte nicht sagen, ob es mangelnde Zivilcourage war oder auch eine Ablehnung dem Holzkreuz gegenüber.
Um ehrlich zu sein, wäre ich nicht mit einem 1,5 Meter großen Holzkreuz durch Jerusalem marschiert, egal ob um Mitternacht oder am helllichten Tage.

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