Ich lebe ja zurzeit im Chalet mit dem Juri zusammen. Er ist Russe und kam vor einigen Jahren nach Israel und wohnt seitdem in Haifa. Dort gehört er einer Gemeinde an, die wie die Gemeinde in Pamplona, wo ich Anfang August 2007 von meiner Gemeinde aus am Bau eines Hauses geholfen habe, ebenfalls ein Reha-Zentrum für drogensüchtige Männer und Frauen aus eigenen Mitteln aufgebaut hat. Die Gemeinde ist im ganzen Land verteilt und so feiern sie zwei Mal jährlich ein Gemeindefest, zu dem alle Gemeindemitglieder aus dem ganzen Land kommen. Dieses fand nun auch am vergangenen Samstag statt. Juri und ich wurden von Freunden von ihm aus Ber Sheva abgeholt, die uns mit nach Haifa genommen haben. Dort habe ich den Roma kennen gelernt, dessen Mutter in Stuttgart lebt, wo er drei Jahre lang auch studiert hat. Er hat für mich dann auch den Gottesdienst übersetzt, der auf Russisch abgehalten wurde, da die Gemeinde eben nur aus Russen besteht. Anschließend gab es dann noch Essen und danach Kaffee und Kuchen. Roma und seine Freundin heiraten nächsten Monat und haben mich dann auch gleich mal dazu eingeladen. Danach ging es zum Haus vom Gemeindepastor. Dieser ist gut mit den Brüdern in Latrun befreundet und hat dafür gesorgt, dass Juri nun bei uns lebt. Abends sind wir alle dann zu einer Familie der Gemeinde zum Grillen gefahren. Dort erst habe ich bemerkt, wie erstaunt sie alle über Juri waren, weil er mit mir deutsch gesprochen hat und das ganz normal. Gut, ich kann es verstehen, denn schließlich haben sie ihn vor zwei Monaten das letzte Mal gesehen und nun kommt er mit einem Deutschen daher und spricht mit ihm „fließend“ deutsch. War auf jeden Fall ein sehr schöner Abend. Abends haben Juri und ich noch ein Fahrzeug von einem ehemaligen Kloster in Haifa abgeholt, worin sich nun das Reha-Zentrum befindet. Mit einigen aus der Gemeinde und dem Grillabend ging es dann am nächsten Morgen zum Berg Tabor zum Paragleiten. Was soll ich sagen, ich hatte schon ein wenig Schiss, nachdem ich mich an den Abgrund des Berges gestellt hatte und mir überlegt habe, dass ich da in 20 Minuten rüber laufen muss. Nach einigen Startproblemen, da die Thermik nicht gerade super war, habe ich es dann doch gewagt. Man muss, nachdem das Segel in der Luft ist, so schnell es geht rennen und das über den Rand hinaus. Es war ein super Gefühl, in der Luft zu sein. Allerdings ist man dem Kollegen hinter einem vollkommen ausgeliefert. Man kann nichts machen oder irgendwo eingreifen. Einen Sicherheitsfallschirm für mich, hat Juri vergessen. Um ehrlich zu sein, wäre ich auf dem Boden im Ernstfall aber auch schon längst aufgeschlagen, bevor ich irgendeine Leine auch nur in der Hand gehabt hätte. Die meiste Angst hatte ich am Berg selber. Die Bäume und Felssprünge waren meiner Meinung nach schon ein wenig zu nah dran. Da war bestimmt nicht mehr Abstand als 1,5 Meter teilweise. Aber Juri hat seine Sache sehr gut gemacht. Als wir vom Berg dann weg kamen und es unter uns nur noch das arabische Dorf, Straßen und Felder gab, war auch alles paletti. Ich hatte vorher vor der Landung am meisten Bedenken. Aber das war am einfachsten. Raus aus der Sitzposition, indem man sich lang macht und anfangen in der Luft zu laufen, kurz bevor man Bodenkontakt hat und schon ist man auf dem Boden der Tatsachen wieder angelangt. Abgeholt wurden wir dann von welchen, die auf dem Berg waren und abgewartet haben, wo wir landen. Nach mir sind dann einige andere noch geflogen. Zur Mittagszeit waren dann auch rund 15 bis 20 Paragleiter in der Luft, was ich schon ziemlich viel fand, zumal die Kollegen sich alle vor der Startbahn befanden. Nachdem der Wind dann immer weniger wurde, sind wir zum Zichoin Yakov gefahren, wo ich dann ein zweites Mal mitfliegen durfte. In zwei Wochen wollen wir dann zum Mittelmeer unterhalb von Tel Aviv. Da muss man dann ebenfalls über die Klippe laufen. Zurück nach Latrun ging es mit einer Familie die mit uns geflogen ist und in Ber Sheva wohnt.
Bilder von dem Spektakel gibt es
hier.