Mittwoch, 30. Januar 2008

Davids-Zitadelle

Nachdem wir Samstag bei der Klagemauer waren und ich wieder bei Felix im Garten-Grab übernachtet habe, sind wir Sonntag in der Davids-Zitadelle gewesen. Diese befindet sich direkt neben dem Jaffa-Gate und in ihr wird die ganze Geschichte Jerusalem ausgestellt. Bilder gibt es hier.
Gestern sind ich und einer der Brüder nach der Chorprobe in der Erlöserkirche geblieben und haben am Gemeindeabend teilgenommen. Thema war diesmal: „Die aktuelle politische Lage“. Dr. Jörg Bremer von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), der hier im Land schon seit 17 Jahren als Korrespondent für Israel und die palästinensischen Gebiete arbeitet, hat uns einen Gesamteinblick der politischen Situation in Israel, aber auch darüber hinaus vermittelt. So hat er seine Sicht über das Treffen in Annapolis geschildert, die Beziehungen unter den arabischen Ländern rund um Israel erläutert, aber auch die innerpolitische Situation in Israel erklärt und die Stärkung des Ansehens der Hamas nicht nur bei den Menschen im Gaza-Streifen sondern auch in der Westbank und den arabischen Nachbarländern beschrieben, nach ihre Zerstörung der Mauer nach Ägypten.Letzteres ist hier gerade Gesprächsthema Nummer Eins im Land. Die Israelis befürchten, dass Attentäter aus dem Gazastreifen nun über die weiche Grenze zwischen Ägypten und Israel ins Land kommen könnten, um Anschläge durchzuführen. Aber es wird genauso viel im Land über den Winograd-Bericht (dieser erscheint heute) gesprochen, in dem es über Fehler der israelischen Regierung, also um Fehler von Ehud Olmert im Libanon-Krieg im Sommer 2006 geht und über das erwartete aber noch nicht eingetretene Schneechaos. In Bethlehem liegen zurzeit 10cm und in Jerusalem 4cm Schnee. In der Presse und den Medien wird vor einem Schneechaos auf den Straßen gewarnt. Also hier bei uns im 800 Meter niedrigerem Latrun regnet es seit drei Tagen wie aus Eimern. Mir ist tierisch kalt und mein Elektro-Radiator, der einen Heizstab hat, durch den Öl erwärmt wird, läuft bei mir Tag und Nacht. Dennoch friere ich, habe sogar schon drei Bettdecken übereinander liegen beim Schlafen. Leila Tov (gute Nacht).

Montag, 28. Januar 2008

Sauer macht lustig!

So, jetzt kann ich endlich von der Zitronenernte und dem anschließenden Zitronensaft machen schreiben, nachdem ich es geschafft habe die Fotos hochzuladen. Also, wir haben am Freitag dem 11.01.2008 auf unserem Gelände hier 1200 Kg Zitronen geerntet. Am Montag darauf kamen dann noch einmal weitere 200 Kg dazu, die wir gekauft haben, damit wir auf insgesamt 1,4 Tonnen Zitronen kommen. Die Zitronen lagen dann noch 11 Tage rum, um ein wenig schrumpelig zu werden, weil dadurch mehr Saft gewonnen werden kann. Am 22.01.2008 kamen dann das komplette Team aus dem Johanniter-Hospiz und ein paar Volontäre aus dem French-Hospital zum Helfen. Für die Vorbereitungen haben wir 750 leere Weinflaschen von den Trappisten geholt und den Fußboden der Kreuzritterhalle am Montag mit Folie ausgelegt. Darauf kamen zwei Tische mit insgesamt sieben Pressen, die alle mit Schläuchen verbunden wurden, durch denen der ausgepresste Saft in einen Eimer lief. Als es los ging, wurden drei zum Zitronen schneiden, sieben zum Pressen, zwei zum Sieben, zwei zum Kochen, einer zum Abfüllen, zwei zum Flaschen sauber machen und zwei zum Bekleben der Etiketten eingeteilt. Der Ablauf von der gepflückten Zitrone zum Zitronensaftkonzentrat sieht so aus: Zitronen anliefern in einer Kiste, Zitrone schneiden und Zitrone pressen. Den in den Eimer gelaufenen Zitronensaft in die Küche bringen und durch ein Sieb in einen anderen Eimer laufen lassen. Kochtopf nehmen, fünf Liter gefilterten Zitronensaft rein tun plus fünf Kilo Zucker. Zucker-Saft-Gemisch solange unter Wärme auf dem Herd umrühren, bis sich der Zucker vollkommen aufgelöst hat, fertig ist das Zitronensaftkonzentrat. Topf vom Herd nehmen und ins Abfüllgefäß gießen. Dort dann den Saft in Flaschen abfüllen, Korken drauf und sauber machen. Anschließend Etikett drauf kleben und ab in die Kiste. Ich selber war der Springer, habe also die leeren Zitronenkisten gegen volle den Schneidern angeliefert, die fertigen Töpfe zum Abfüllen getragen und zwischenzeitlich geschaut, wo ich sonst noch helfen konnte. Bilder von der Wir-machen-Saft-Aktion gibt es hier. Insgesamt haben wir ein wenig mehr als 800 Liter produziert. Alles in allem ein super Tag. War echt klasse mit so vielen Leuten das zu machen. Ich glaube, wir waren alle zusammen 22 Personen. Dann sage ich mal Prost, oder wie man hier sagt: Le Chaim, auf das Leben.

Montag, 21. Januar 2008

Wochenende!

Nachdem wir Freitagabend Kabalat-Shabbat gefeiert, also den Shabbat begrüßt haben, wie wir es jede Woche tun, ging es am Samstagmorgen mit einem der Brüder nach Jerusalem zu einer messianischen Gemeinde. Von da aus bin ich zur Geburtstagsfeier von Felix gegangen, der am letzten Montag 21 geworden ist. Mit ihm hatten in der letzten Zeit zwei weitere Mitarbeiter von AKIM Geburtstag. Nachdem wir draußen im Garten bei schönstem Sonnenschein Salat und Pieta gegessen haben, ging es anschließend zu „oil of joy“ und danach zu Felix seiner Wohnung, die er gerade bewohnt, weil ein Mitarbeiter von AKIM nebenbei noch als Sicherheitsmann im Gartengrab arbeitet und gerade auf Heimaturlaub in den Niederlanden ist. Da er zwei Katzen hat, darf Felix solange dort in seiner Wohnung im Gartengrab wohnen und muss dafür sich um die Katzen kümmern. Dort haben wir dann zu zehnt Matrix Part1 auf Englisch gesehen, weil einer der Anwesenden Israeli war und halt kein Deutsch konnte. Habe übrigens dabei gemerkt, dass es wesentlich einfacher ist einen Film in Englisch plus englischen Untertitel zu schauen, als nur die englische Sprache zu hören. Habe die Nacht dann auch gleich dort verbracht, da am nächsten Morgen Chorprobe vor dem Gottesdienst in der Erlöserkirche war. Danach sind der Felix, ich und einer der Brüder ins Jerusalemer Industriegebiet Talpiot gefahren um dort Zucker zu kaufen. Da wir ja morgen unseren großen Zitronen-Pressen-Tag haben, brauchen wir dafür ein wenig mehr als 400 Kg Zucker. Und da man die hier nicht so einfach im Geschäft bekommt, da man als Einzelperson nur eine geringe Anzahl von Kilos kaufen darf, sind wir eben zu dritt dort hingefahren und haben die fehlenden 80 Kg zusammen besorgt. Ich frage mich übrigens die ganze Zeit, ob es in Deutschland auch so wäre, oder ob es hier in Israel daran liegt, dass dadurch von vornherein Hamsterkäufe verhindert werden sollen. Ich kann mir nicht vorstellen, wenn ich zu Aldi fahren würde und dort die halbe Palette Zucker kaufen möchte, dass es damit ein Problem gäbe. Letztendlich hatte unser Plan geklappt und Felix und ich sind gleich in Talpiot geblieben, da es dort einige Fahrradgeschäfte und Musikinstrumentengeschäfte gibt. Angeblich sollen Fahrräder ja hier um einiges billiger sein als in Deutschland. Wenn dem tatsächlich so sein sollte, würde ich mir nämlich eines hier kaufen und mit nach Deutschland nehmen. Angeblich kostet das 20 Euro als Transportgebühr beim Flughafen. Im Musikinstrumentengeschäft habe ich nach einer Gitarre für mich geschaut. Ich will nämlich wenn ich wieder in Deutschland bin, Gitarre spielen zu lernen. Aber Gitarren sind hier genauso teuer wie in Deutschland, sodass ich mir die auch dort kaufen kann. Danach waren wir bei Burger King in der Ben-Jehuda, dass ist ja die Haupteinkaufsmeile in Jerusalem. Zuerst mussten wir aber noch ca. 5 Minuten warten, bis man die Entwarnung gab, da mitten auf der Einkaufsstraße eine Tasche liegen gelassen wurde. Um ehrlich zu sein, war dass schon ein komisches Gefühl. Ich denke in Deutschland werden nicht sofort alle Zugangswege abgesperrt und ein Entschärfungsteam gerufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Bombe in der Tasche war, ist hier halt doch höher als bei uns im „sicheren“ Deutschland. Beeindruckend fand ich, wie schnell so ein Team an Ort und Stelle war. Anhand der wartenden Passanten, konnte man sich ja ungefähr vorstellen, seit wann der Erste dort wohl warten musste. Auch fand ich es komisch, wie schnell Normalität wieder herrschte, nachdem einer der Beamten die Hand gehoben hatte und irgendetwas rief. Ruck zuck setzten die Menschen sich in Bewegung und verhielten sich so, als hätte die Situation gar nicht statt gefunden. Es hat auch keiner groß auf die Stelle geschaut, wo die Tasche gelegen hatte. Die Israelis leben halt schon seit Beginn der Staatsgründung mit solchen Situationen. Nachdem ich Felix dann zu seinem ersten Burger King-Besuch überhaupt eingeladen habe, er war tatsächlich noch niemals bei Burger King, gingen wir anschließend zu „king of kings“ und danach mit der Simone zusammen in das Literatur-Cafe und haben dort einen Capuccino getrunken. Da Roos und Remi gerade in der Stadt waren und nach Hause wollten, bin ich gleich mitgefahren und später ziemlich müde in mein Bett gefallen. War wirklich bis auf die Sache mit der Tasche in der Stadt ein klasse Wochenende.

Sonntag, 13. Januar 2008

Sodom und Gomorra!

Auf dem Foto seht ihr drei Bilder aus dem Zimmer Bethlehem im Johanniter-Hospiz, in dem ich immer übernachte. Das wie ein Sofa aussieht, ist in Wirklichkeit eine kleine und eine große Matratze. Die, die an der Wand steht, ist mein Schlafplatz. Die lege ich auf den Boden vor den beiden Fenstern. In der Kiste links vom Fenster ist das Bettzeug. Aber ich habe ja eh immer meinen Schlafsack mit, den ich mir extra auf Anraten gekauft habe. War meine Erste und Wichtigste Anschaffung hier im Land. Ein Blick aus dem Fenster, zeigt einem diese schöne Aussicht über die Altstadt.
Nachdem ich also Freitag per Anhalter in Jerusalem angekommen bin, ging es nach der Übernachtung im Jo-Ho, mit der Simone zusammen am nächsten Morgen mit der lustigen Reisegesellschaft nach Sodom und Gomorra am Toten Meer. Diese Wanderung wurde wieder einmal von der Erlöserkirche aus organisiert. Nachdem ich Platz 12 und Simone Platz 15 auf der Warteliste für die Wanderung belegt haben, da wir uns dummerweise zu spät angemeldet haben und schon alle Plätze vergeben worden sind, standen wir dennoch um sieben Uhr am Zion-Hotel und haben dort auf den Bus gewartet. Hartnäckigkeit zahlt sich aus, es sind genau zwei Teilnehmer nicht erschienen, die feste Plätze hatten. So konnten Simone und ich doch noch mit. Zum Glück kam von den anderen auf der Warteliste keiner auf die gleiche Idee wie wir.
Bilder von der Wanderung gibt es hier. Ich habe bewusst die Bilder nicht einzeln beschriftet. Die Berge hinter dem Toten Meer sind die jordanischen Berge. Also ist das wie der Name schon sagt, Jordanien. Da wir auf der Südseite des Toten Meeres uns befanden und dies das Hauptabbaugebiet von Salz ist, seht ihr im Meer lauter einzelne Felder, in denen das Salz gewonnen wird. Die Industrieanlage die ihr auf einigen Bildern seht, ist eine Salzverarbeitungsanlage. Das Salz ist überwiegend Industriesalz, also z.B. für Dünger und Entkalkungsanlagen. Es war alles in allem eine sehr schöne Wanderung. Beeindruckend waren vor allem die bizarre Formationen und Gesteinsschichten. Auf manchen Bildern seht ihr geschwungene Gesteinsschichten. Es haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Schichten von Sedimenten dort abgelagert. Durch Erdbeben sind diese gerade übereinander liegenden Sedimentschichten so verrutscht worden, dass sie an manchen Stellen nun so aussehen, wie sie aussehen.


Hier die Beschreibung der Wanderung:

Salzberge und Salzmeer
Wanderung über die Sodomsberge und Bad im Toten Meer.
An der Südspitze des Toten Meeres wandern wir durch karge, bizarre Landschaften aus Salz und Mergel, die an Ruinen von Städten erinnern und uns ein Bild davon machen, wie es den biblischen Städten Sosom und Gomorra ergangen sein könnte. In Ein Bokek besteht nach der Wanderung die Möglichkeit, ein Bad im Toten Meer zu nehmen. Die Wanderstrecke ist ca. 12 km lang und besteht im letzten Drittel aus einem Aufstieg auf die Sodomsberge, welche eine Höhe von 250 Meter über dem Meeresspiegel des Toten Meeres erreichen. Der Bus wird uns nach unserem Abstieg am Fusse der eingestürzten Sodomshöhle erwarten.
Wichtig: Für die Wanderung ist unbedingt eine Kopfbedeckung mitzubringen, denn auch im Januar kann es in der Wüste sehr heiß werden! Mindestens 2 grosse Wasserflaschen sind erforderlich und es ist an geeignetes Schuhwerk zu denken.
Führung: Karin Dengler
Abfahrt: 7.00 Uhr am Mount Zion Hotel, Rückkehr: ca. 19.00 Uhr
Kosten: 60 NIS für Volontäre, 100 NIS für Verdienende.
Die Teilnahme an der Wanderung ist auf eigene Gefahr.

Freitag, 11. Januar 2008

Anhaltererfahrung!

Heute musste ich wieder per Anhalter nach Jerusalem, da Sabbat ist und keine Busse fahren. Ich stand wie immer keine fünf Minuten mit herausgestrecktem Arm an der Straße, da hielt auch schon ein Auto an. In ihm saß ein älterer Israeli, den ich dann gefragt habe, ob er nach Jerusalem fährt. Daraufhin hat er mich gefragt, was ich ihm dafür zahlen würde. Da eine Fahrt ca. 20 Schekel kostet, habe ich diese ihm angeboten. Er war einverstanden und ich saß schwups im Auto. Kaum ist er losgefahren, fragte er mich, woher ich komme. Als ich ihm antwortete aus Deutschland, bremste er, fuhr rechts ran, zeigte mit seinem rechtem Arm vor meinem Körper nach draußen und sagte „out“. Nach zwei Sekunden gab er aber wieder Gas und sagte zu mir es sei OK, er nimmt mich wieder mit. Mit dem ernsten Gesicht, dass er in dem Moment hatte, als er mich rausschmeißen wollte, sagte er zu mir, Deutschland wäre der aller letzte Ort auf der Welt, wo er hinfahren würde. Er wollte mich wirklich erst rausschmeißen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich den Eindruck, als sei er super wütend gewesen. Keine Ahnung, ob er wütend auf mich war, weil ich Deutscher bin, oder wütend auf sich selber, weil er mich mitgenommen hat. Nachdem ich ihm sagte, ich hätte es verstanden, wenn er mich rausgeschmissen hätte, fragte er mich, was ich denn in Israel überhaupt mache. Somit habe ich ihm gesagt, dass ich in Latrun als Volontär arbeite und bei was für einer Gruppe ich dort lebe. Das fand er wohl sehr gut, denn er klatschte in die Hände und sagte „this is good“. Somit war das anfängliche Eis gebrochen und wir haben uns ein wenig unterhalten. Also ich weiß nicht was es war, ob ich so einen netten Eindruck auf ihn gemacht habe oder er sich schlecht fühlte und sich so entschuldigen wollte. Auf jeden Fall hat er mich bis direkt vor das Jaffa-Gate gefahren, obwohl wir unterwegs vereinbart hatten, dass er mich bei der Central Bus Station rauslassen sollte, da er nicht bis zur Altstadt musste. Er ist dann sogar noch die Jaffa-Street runter gefahren, die nur am Sabbat für den privaten Verkehr befahrbar ist und hat mir noch ein wenig zu den alten Häusern und deren Geschichte erzählt. Sogar die 20 Schekel wollte er zum Schluss nicht mehr haben. Alles in allem eine sehr merkwürdige Fahrt, an die ich wohl noch öfters denken werde.
Ich habe ja schon öfters im Blog und auch in den Mails geschrieben, dass ich noch keinen Israeli kennen gelernt habe, egal ob alt oder jung, der sich mir gegenüber negativ Verhalten hätte, nachdem er mitbekommen hat, dass ich Deutscher bin. Das war echt ein schlechtes Gefühl, als er rechts rangefahren ist. Ich habe mich plötzlich schuldig gefühlt und ich konnte auch seine Wut und seinen Hass auf mich, oder was ich in seinen Augen verkörpert habe, spüren. Ich bin echt froh, dass das Ganze nachher noch so ausgegangen ist. Ich hoffe, ich konnte seine Einstellung auf Deutsche wenigstens ein wenig ändern.

Nachdem ich also in Jerusalem angekommen bin, habe ich noch meinen Reisepass mit Re-Entry bei der Erlöserkirche abgeholt, zwei Flaschen Wasser gekauft und bin zum Johanniter-Hospiz gegangen. Dort habe ich mit Simone und Sebastian den Film „Schindlers Liste“ auf Video gesehen und auch übernachtet, weil es am nächsten Morgen schon wieder um sieben Uhr beim Zion-Hotel mit dem Bus nach Sodom und Gomorrha ging, zur Wanderung. Ob es geklappt hat, da ich auf der Warteliste Platz 12 belegt habe, erfahrt ihr bald. Dann gibt’s auch wieder Bilder vom Toten Meer.
Oskar Schindler ist übrigens in Jerusalem begraben.

Welcome Mr. President!

Am Mittwoch und am Donnerstag war großer Besuch in Jerusalem. Mein Namensvetter, der auf der anderen Seite des großen Teiches wohnt, kam ins heilige Land. Obwohl er die Strecke mit dem Hubschrauber flog, wurde die Autobahnstrecke vom Ben-Gurion-Flughafen nach Jerusalem zeitweise gesperrt. Die letzten beiden Tage ging teilweise gar nichts mehr in Jerusalem. Wer nicht musste, hat das Haus nicht verlassen bzw. durfte es sogar eine Zeit lang nicht. Aber nicht nur in Jerusalem, sondern überall wo er war. So hat er unter anderem gestern die Geburtskirche Christi in Bethlehem besucht, zu der ich Weihnachten gewandert bin und heute ist er auf dem Berg der Seligpreisung beim See Genezareth, wo ich Ende November mit Freunden war.
Habe dennoch versucht gestern Abend mit dem Bus nach Jerusalem ins Jo-Ho zu kommen. Hat auch anstandslos geklappt. Es fuhren zwar weniger Busse und es gab mehr Kontrollen und Sicherheitspräsenz, aber man kam auch in die Altstadt. Beim Zion-Square gab es eine Demonstration gegen den Besuch des amerikanischen Präsidenten von einer linken israelischen Partei.
Thema beim Cristus-Treff gestern war: „Wie man mit Traumata leben kann – Erfahrungen aus Israel und Palästina“, den eine Psychologin vorgetragen hat. War echt interessant. Sie hat unter anderem beschrieben, welche Gruppierung aufgrund welcher Umstände unter Traumata leiden und wie deren Symptome aussehen. Auch das aggressive Autofahren, von dem ich ja schon einmal geschrieben habe, spiegelt das wohl wieder.

Hier ein paar Links zu Zeitungsberichten, was den Besuch des Georg Walker Bush (ohne c) betrifft.

Israel-Besuch: Olmert und Co. buhlen um Bushs Bündnistreue - Politik - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,527897,00.html

Nahost-Reise: Bush kam, sah und grüßte - Politik - stern.de

Bush in Nahost: '2008 wird das Jahr des Friedens' - Politik - stern.de

Mittwoch, 9. Januar 2008

Süddeutsche!

In der Süddeutschen Zeitung ist am 25.12.2007 ein Bericht erschienen mit der Überschrift „Zu Fuß nach Bethlehem“, bei dem es um unsere Wanderung von der Erlöserkirche nach Bethlehem ging in der Nacht vom 24ten auf den 25ten Dezember. Habe schon vorher davon gehört, dass es einen gab aber erst jetzt danach gesucht. Da haben sich wohl zwei Maulwürfe unter uns versteckt, denn es wusste keiner, dass welche von der Presse mitgewandert ist. Wie in dem Bericht beschrieben, ist unter anderem auch ein Stuttgarter Mädchen aus einem muslimischen Elternhaus mitgewandert. Wenn die Eltern diesen Bericht lesen sollten, was bisher noch nicht passiert ist, gibt es wohl für sie richtig Ärger zu Hause. Zumal sie auch noch namentlich erwähnt wurde.

Hier ist der Link, Bilder gibt es da auch:

http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/127/149763/


25.12.2007 16:30 Uhr
Weihnachten im Heiligen Land: Zu Fuß nach Bethlehem
Dosenbier, Scharfschützen und ein kleines Wunder: Wer an Weihnachten von Jerusalem nach Bethlehem pilgert, wandert von einer Welt in die nächste – und lernt die traurige Realität des Nahost-Konfliktes kennen.

Von Johannes Honsell und Oliver Das Gupta

Dienstag, 8. Januar 2008

Notstromaggregat!

Vor etlichen Wochen habe ich ja mal ein Notstromaggregat in Betrieb genommen, welches unten beim Trappistenkloster steht und uns Strom liefern soll, wenn dieser mal ausfallen sollte, was wohl ab und an vorkommen soll. Das wäre natürlich schlecht, wenn wir Gäste hätten und man sich dann noch nicht einmal warm duschen kann. Aus diesem Grund haben wir uns für eine Zeit autark machen können, Sowohl von der Stromversorgung als auch von der Wasserversorgung durch den 6000 Liter Tank. In diesen fließt immer wieder frisches Trinkwasser, sodass das Wasser nicht stehen und schlecht werden kann. Also muss man sich darum nicht kümmern. Nur das Notstromaggregat muss einmal im Monat gestartet werden um zu überprüfen, ob die Batterien noch voll sind und um den Motor und dessen Betriebsmittel einfach mal wieder warmlaufen zu lassen und zu überprüfen, ob im Ernstfall alles einwandfrei funktionieren würde. Nachdem ich das Aggregat gestartet habe, wobei ich erwähnen muss, dass es das zweite Mal seit Inbetriebnahme einwandfrei ansprang, was mich wirklich gewundert hat, schaltete ich die Stromversorgung ab und den Generator zu. Eigentlich hätte dieser sofort Strom liefern müssen. Tat er aber leider nicht. So blieb nichts anderes übrig als ein wenig mit dem Spannungsmesser zu messen. Leider ohne Ergebnis. Da am Schaltschrank eine relativ neue Verpackung eines Leistungsschalters lag, die aber ohne Inhalt war, gehen wir davon aus, dass die Trappisten eventuell am Schaltschrank gearbeitet haben. Das wird jetzt gerade geklärt.
Die Bilder die ihr seht, sind von der ersten Inbetriebnahme. Es ist nicht wirklich hier so warm, dass ich zurzeit mit T-Shirt und kurzer Hose rumlaufen könnte. Das Gegenteil ist der Fall. Heute hat es sich richtig schön eingeregnet und das soll wohl auch die nächsten Tage so bleiben. Hoffentlich wird es bis Samstag besser, da geht es auf die große Volontärs-Wanderung nach Sodom und Gomorra am Toten Meer mit anschließendem Bad in jenem welchem.

Wanderung auf der Altstadtmauer!

So, nachdem ich mein Flickr-Problem, was das Hochladen der Bilder angeht gelöst habe, kann nun auch dieser Post hochgeladen werden. Letzten Sonntag waren der Felix und der Torben und ich mal auf der Jerusalemer Altstadtmauer. Das wollte ich ja schon immer mal machen. Los geht es beim Jaffator. Leider kann man nicht einmal rum herum laufen, da der Felsendom im Weg ist auf dem Tempelberg. Auf diesem Abschnitt darf man nicht laufen. So geht es von der Seite, von der wir gekommen sind nur bis zum Löwentor und auf der anderen Strecke nur bis zum Zionstor. Da es zu viele Bilder sind, habe ich sie nicht beschriftet, aber sie werden hinter einander angezeigt.
Ach ja, bevor ich es vergesse. Keiner von uns Dreien hat einen Ausweis, der ihn als Volontär oder Zivildienstleistender ausweist. Jetzt ratet mal, wer keinen ermäßigten Eintritt bekommen hat, nach der mündlichen Aussage, doch Volontär zu sein. Genau, meine Wenigkeit. Gut, 16 Schekel sind nicht die Welt, aber ich hätte auch gerne nur 8 Schekel wie die anderen Beiden bezahlt. Da half auch kein trauriger Hundblick. Wird wohl Zeit, das der Bart ab kommt (oder zumindest gestutzt wird).

Samstag, 5. Januar 2008

Kibbuz Sheluhot!

Eine kleine Nachberichterstattung von unserem Latruner Ausflug vom 03.01.2008. An diesem Tag waren wir im orthodoxen Kibbuz Sheluhot (ausgesprochen Schluchot) in der Jordanebene. Wir sind Richtung Totes Meer gefahren und dann parallel am Jordan entlang, der ja auch die Grenze zu Jordanien bildet, nach Norden bis knapp zum See Genezareth. Dort haben uns zwei ältere Herren, der Shlomo und der Uri (beides sind Deutsche, die die Shoa, also den Holocaust, überlebt haben), ein wenig von sich und der Arbeit im Kibbuz erzählt. Dieses Kibbuz ist eines der ältesten in ganz Israel. Es entstand noch vor der Entstehung des Staates Israels und beide waren von Anfang an dabei. Der Uri ist Spezialist was Dattelpalmen angeht. Zurzeit gibt es einen Käfer, der Weltweit Dattelpalmen kaputt macht. Seine Larven fressen den Baum von innen her so sehr kaputt, dass diese umfallen. Auf Grund dessen, reist er unter anderem nach Jordanien, Ägypten aber auch in andere Staaten, die überwiegend muslimisch geprägt sind. Für ihn als Jude ist das seine Art von Versöhnungsarbeit. Das es auch hier im Land gefährlich ist, hat er uns durch einen Mord im Kibbuz vor Augen geführt. Er und ein anderer jüdischer Kollege, waren vor ein paar Wochen in den Dattelpalmen-Feldern. Uri musste noch was holen und ließ in dort auf sich warten. Als er wieder kam, war er verschwunden und es wurde nach ihm gesucht. Man fand in einige Zeit später erstochen zwischen den Palmen liegen. Es hat sich heraus gestellt, das ein Palästinenser (es werden häufig Palästinenser für landwirtschaftliche Tätigkeiten eingesetzt, ähnlich wie bei uns die polnischen Spargelstecher), der schon seit Jahren dort Traktor fährt, ihn erstochen hat. Weiter stellte sich heraus, dass er dies getan hat, weil andere Palästinenser ihn bedroht haben, sonst seine Familie umzubringen. Dies soll wohl kein Einzelfall solch einer Erpressung gewesen sein. Anschließend waren wir bei seiner Frau, einer Malerin und haben uns ihre Bilder angeschaut und erklären lassen. Sie arbeitet überwiegend mit Themen aus der Tora. Ein Hauptthema war es dem Buch Ester. Shlomo hat und dann zu ihrer Kantine geführt und wir haben dort zu Mittag gegessen. Es leben ein wenig mehr als 300 Menschen in diesem Kibbuz. Danach ging es in ihre Synagoge und anschließend in die Bibliothek, die sich direkt nebenan befindet. Dort hat er uns ein wenig über die unterschiedlichen Kalender erzählt (julianischer Kalender, gregorianischer Kalender, Mondkalender, Sonnenkalender). Wo wir alle vier Jahre ein Schaltjahr haben und einen Tag, also den 29ten Februar einfügen, fügen die Israelis in ihren Mondkalender alle zwei Jahre gleich einen ganzen Monat ein. Das tun sie, damit ihre Feiertage immer ungefähr in der gleichen Jahreszeit liegen. Da machen es die Araber wieder ganz anders, die haben zwar auch einen Mondkalender, aber die fügen keinen Tag oder Monat ein. So kann derselbe Feiertag in einem Jahr im Winter liegen und in einem anderen Jahr im Sommer.
Überwiegend besteht das Kibbuz aus Landwirtschaftlichen Betriebe. Aber um in schwierigen Zeiten ein weiteres festes Standbein zu haben, haben sie sich auf die Produktion von Mikrofilmen und deren Lesemaschinen spezialisiert. Deren Firma heißt Micro-Vue.
Auf der Rückfahrt haben wir noch in der Nähe von Jericho am Jordan bei einer Kirche angehalten und es gab Kaffee und Kuchen. War zwar nicht zu vergleichen wie die Treffen mit den Jungs, aber war auch sehr nett :-)

Freitag, 4. Januar 2008

Visa-Verlängerung!

Seit dem 30.12. bin ich schon illegal im Land, denn an diesem Tag ist mein Touristenvisa abgelaufen. Meinen Antrag für eine Verlängerung von neun Monaten, habe ich mit einem Passfoto rechtzeitig bei der Erlöserkirche abgegeben, da diese sich um die Visa kümmern. Man braucht hier wohl eine christliche Trägerschaft, um länger im Land bleiben zu dürfen. Na auf jeden Fall kümmert sich der Emil von der Erlöserkirche darum. Er meinte auch, dies sei kein Problem, da er schon einen Termin im Innenministerium am 9.1. für meine Verlängerung hat. So habe ich letzte Woche meinen abgelaufenen Reisepass und 250 Schekel in der Erlöserkirche abgegeben. 100 Schekel Bearbeitungsgebühr für die Kirche, 100 Schekel für das Innenministerium und 50 Schekel für das Re-Entree, damit ich auch nach Ägypten und Jordanien kann. Ansonsten würde mein Visa bei Grenzübertritt ins Ausland erlöschen und ausgestempelt werden und ich bekäme bei Wiedereinreise wieder nur ein ein- bis dreimonatiges Touristenvisa. Gestern rief mich der Emil dann noch einmal an und fragte mich, ob er mir gesagt hätte, dass ich noch ein Gesundheitszeugnis bräuchte. Leider hat er das nicht getan. War aber auch nicht schlimm, so habe ich nach dem Christus-Treff von gestern auf heute im Jo-Ho, wo es übrigens um die Qumran-Rollen ging und den anschließend aufkommenden Verschwörungstheorien, übernachtet und bin nach der Morgenandacht und dem Frühstück zur Erlöserkirche gegangen. Dort habe ich mich mit dem Emil getroffen, der mich zum griechisch-orthodoxen Patriarchat gebracht hat, wo sich eine eigene Arztpraxis befindet. Dort habe ich noch einmal 100 Schekel bezahlt für das Gesundheitszeugnis, nachdem mich ein sehr netter Arzt kurz abgehört und mich gefragt hat, ob ich irgendwelche Krankheiten hätte. Da bei Ersterem das Ergebnis gut war und ich Zweiteres verneinen konnte, habe ich auch gleich das Dokument bekommen und dem Emil gegeben. So steht einer Verlängerung eigentlich nichts mehr im Wege. Danach ging es wieder mit dem Bus nach Latrun, wo ich pünktlich zum Mittagessen ankam.

Dienstag, 1. Januar 2008

Sylvester!

Eigentlich wollte ich allen um Mitternacht eine SMS aus Jerusalem schicken, auch wenn bei euch noch eine Stunde zu warten war. Leider habe ich dabei erst gemerkt, dass mein Adressbuch auf meiner SIM-Karte von E-Plus gespeichert, war und nicht im Handy. Und da ich nicht einmal meine eigene Orange-Handynummer hier in Israel auswendig kenne, hat sich das mit den Nummern merken der anderen auch erledigt.

Um ehrlich zu sein, habe ich erst am 31ten um 18.00 Uhr gewusst, wie, wo und mit wem ich rein feiern werde. War doch nicht so einfach was zu finden, denn eigenartigerweise haben viele Besuch aus der Heimat an Sylvester bekommen und nicht über die Weihnachtstage. Da Felix und ich keinen Besuch bekommen haben, stand für uns schon einmal fest, dass wir zusammen was machen werden. So hat Felix den Theologiestudenten Helge angerufen und schon hatten wir einen Ort. Nach dem Gottesdienst in der Erlöserkirche sind wir alle dann zum Helge gegangen. Wir waren insgesamt ca. zehn Personen. Weil eigentlich jeder nur einen Teil der Anwesenden kannte, haben wir uns bei Essen und Trinken kurz Vorgestellt und bis etwa halb zwölf geplaudert. Dann ging es los zur Montefiore-Windmühle, wovon man aus einen guten Ausblick zur Altstadt hat, um sich das kleine Feuerwerk anzuschauen. Danach sind die anderen abgehauen und wir sind zu viert in die Ben-Yehuda-Street. Hätte nicht gedacht, dass so viele Israelis Sylvester feiern, die haben schließlich einen Mond-Kalender. Wir waren in zwei Clubs und haben was getrunken und getanzt. War ein schöner Abend. Um fünf lag ich im Bett und habe mich mit einem der Brüder beim Gottesdienst um 10:30 Uhr in der Erlöserkirche getroffen. Mit ihm habe ich dann noch ein paar Erledigungen in Jerusalem gemacht. Unter anderem waren wir beim Jerusalemer VW-„Autohaus“. Man, man, man. Das war eher eine private Reparaturwerkstatt als ein Autohaus. In dem Industrieviertel waren alle größeren Automobilhersteller vertreten. Aber keines sah so runter gekommen aus wie das von VW. Das war in einer Tiefgarage unter einem Gebäude. Bei unserem T4 ist eine Türdichtung kaputt, die wir neu kaufen wollten. Die soll 80 Euro kosten und in drei Wochen aus Deutschland ankommen. Ich habe vorgeschlagen wir sollten mal zu Schrottplätzen fahren und uns da eine besorgen. Mal schauen was daraus wird. Abends haben wir Latruner dann zusammen Raclette gegessen.

Status Quo!

Ein kleiner Nachtrag zur Grabeskirche: Der „Status Quo“.
Als wir bei der Grabeskirche waren, haben sich zwei Geburtstagsgäste über eine Leiter unterhalten, die über dem Eingang der Grabeskirche steht. Gudio Baltes, der Leiter des Johaniter-Hospizes, weiß einiges über die Grabeskirche, und hat mir vom Status Quo erzählt.

Durch die ewigen Streitereien zwischen den verschiedenen Konfessionen, die sich die Grabeskirche teilen, entschloss man sich Mitte des 19. Jahrhunderts, diesem ein Ende zu bereiten. Folgendes wurde festgelegt: Die Verhältnisse (Status) an den heiligen Stätten bleiben so, wie (quo) sie sind.

Zu diesem Zeitpunkt wurde durch Baumaßnahmen das Betreten der Grabeskirche für eine Konfession nicht möglich, da deren Mitglieder sonst durch den Teil einer anderen Konfession hätten gehen müssen. So sind ein Teil der Mitglieder in ihrem Teil der Grabeskirche geblieben. Problem: Wie bekommen sie Essen und Trinken von den anderen Mitgliedern, die draußen geblieben sind? Lösung: Eine Leiter wurde über dem Eingang der Grabeskirche aufgestellt, die an einem Fenster endet, durch das die in der Kirche gebliebenen Mitglieder versorgt worden sind. Zu dieser Zeit entstand der Status Quo. Dieser besagt unter anderem, dass nichts an der Kirche bautechnisch geändert oder entfernt werden darf. So steht also diese Leiter immer noch über dem Eingang und endet an einem verschlossenen Fenster. Nur ab und zu wird sie erneuert bzw. repariert. Von solchen Kuriositäten soll es noch einige Andere geben.