Samstag, 5. Januar 2008

Kibbuz Sheluhot!

Eine kleine Nachberichterstattung von unserem Latruner Ausflug vom 03.01.2008. An diesem Tag waren wir im orthodoxen Kibbuz Sheluhot (ausgesprochen Schluchot) in der Jordanebene. Wir sind Richtung Totes Meer gefahren und dann parallel am Jordan entlang, der ja auch die Grenze zu Jordanien bildet, nach Norden bis knapp zum See Genezareth. Dort haben uns zwei ältere Herren, der Shlomo und der Uri (beides sind Deutsche, die die Shoa, also den Holocaust, überlebt haben), ein wenig von sich und der Arbeit im Kibbuz erzählt. Dieses Kibbuz ist eines der ältesten in ganz Israel. Es entstand noch vor der Entstehung des Staates Israels und beide waren von Anfang an dabei. Der Uri ist Spezialist was Dattelpalmen angeht. Zurzeit gibt es einen Käfer, der Weltweit Dattelpalmen kaputt macht. Seine Larven fressen den Baum von innen her so sehr kaputt, dass diese umfallen. Auf Grund dessen, reist er unter anderem nach Jordanien, Ägypten aber auch in andere Staaten, die überwiegend muslimisch geprägt sind. Für ihn als Jude ist das seine Art von Versöhnungsarbeit. Das es auch hier im Land gefährlich ist, hat er uns durch einen Mord im Kibbuz vor Augen geführt. Er und ein anderer jüdischer Kollege, waren vor ein paar Wochen in den Dattelpalmen-Feldern. Uri musste noch was holen und ließ in dort auf sich warten. Als er wieder kam, war er verschwunden und es wurde nach ihm gesucht. Man fand in einige Zeit später erstochen zwischen den Palmen liegen. Es hat sich heraus gestellt, das ein Palästinenser (es werden häufig Palästinenser für landwirtschaftliche Tätigkeiten eingesetzt, ähnlich wie bei uns die polnischen Spargelstecher), der schon seit Jahren dort Traktor fährt, ihn erstochen hat. Weiter stellte sich heraus, dass er dies getan hat, weil andere Palästinenser ihn bedroht haben, sonst seine Familie umzubringen. Dies soll wohl kein Einzelfall solch einer Erpressung gewesen sein. Anschließend waren wir bei seiner Frau, einer Malerin und haben uns ihre Bilder angeschaut und erklären lassen. Sie arbeitet überwiegend mit Themen aus der Tora. Ein Hauptthema war es dem Buch Ester. Shlomo hat und dann zu ihrer Kantine geführt und wir haben dort zu Mittag gegessen. Es leben ein wenig mehr als 300 Menschen in diesem Kibbuz. Danach ging es in ihre Synagoge und anschließend in die Bibliothek, die sich direkt nebenan befindet. Dort hat er uns ein wenig über die unterschiedlichen Kalender erzählt (julianischer Kalender, gregorianischer Kalender, Mondkalender, Sonnenkalender). Wo wir alle vier Jahre ein Schaltjahr haben und einen Tag, also den 29ten Februar einfügen, fügen die Israelis in ihren Mondkalender alle zwei Jahre gleich einen ganzen Monat ein. Das tun sie, damit ihre Feiertage immer ungefähr in der gleichen Jahreszeit liegen. Da machen es die Araber wieder ganz anders, die haben zwar auch einen Mondkalender, aber die fügen keinen Tag oder Monat ein. So kann derselbe Feiertag in einem Jahr im Winter liegen und in einem anderen Jahr im Sommer.
Überwiegend besteht das Kibbuz aus Landwirtschaftlichen Betriebe. Aber um in schwierigen Zeiten ein weiteres festes Standbein zu haben, haben sie sich auf die Produktion von Mikrofilmen und deren Lesemaschinen spezialisiert. Deren Firma heißt Micro-Vue.
Auf der Rückfahrt haben wir noch in der Nähe von Jericho am Jordan bei einer Kirche angehalten und es gab Kaffee und Kuchen. War zwar nicht zu vergleichen wie die Treffen mit den Jungs, aber war auch sehr nett :-)

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