Freitag, 11. Januar 2008

Anhaltererfahrung!

Heute musste ich wieder per Anhalter nach Jerusalem, da Sabbat ist und keine Busse fahren. Ich stand wie immer keine fünf Minuten mit herausgestrecktem Arm an der Straße, da hielt auch schon ein Auto an. In ihm saß ein älterer Israeli, den ich dann gefragt habe, ob er nach Jerusalem fährt. Daraufhin hat er mich gefragt, was ich ihm dafür zahlen würde. Da eine Fahrt ca. 20 Schekel kostet, habe ich diese ihm angeboten. Er war einverstanden und ich saß schwups im Auto. Kaum ist er losgefahren, fragte er mich, woher ich komme. Als ich ihm antwortete aus Deutschland, bremste er, fuhr rechts ran, zeigte mit seinem rechtem Arm vor meinem Körper nach draußen und sagte „out“. Nach zwei Sekunden gab er aber wieder Gas und sagte zu mir es sei OK, er nimmt mich wieder mit. Mit dem ernsten Gesicht, dass er in dem Moment hatte, als er mich rausschmeißen wollte, sagte er zu mir, Deutschland wäre der aller letzte Ort auf der Welt, wo er hinfahren würde. Er wollte mich wirklich erst rausschmeißen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich den Eindruck, als sei er super wütend gewesen. Keine Ahnung, ob er wütend auf mich war, weil ich Deutscher bin, oder wütend auf sich selber, weil er mich mitgenommen hat. Nachdem ich ihm sagte, ich hätte es verstanden, wenn er mich rausgeschmissen hätte, fragte er mich, was ich denn in Israel überhaupt mache. Somit habe ich ihm gesagt, dass ich in Latrun als Volontär arbeite und bei was für einer Gruppe ich dort lebe. Das fand er wohl sehr gut, denn er klatschte in die Hände und sagte „this is good“. Somit war das anfängliche Eis gebrochen und wir haben uns ein wenig unterhalten. Also ich weiß nicht was es war, ob ich so einen netten Eindruck auf ihn gemacht habe oder er sich schlecht fühlte und sich so entschuldigen wollte. Auf jeden Fall hat er mich bis direkt vor das Jaffa-Gate gefahren, obwohl wir unterwegs vereinbart hatten, dass er mich bei der Central Bus Station rauslassen sollte, da er nicht bis zur Altstadt musste. Er ist dann sogar noch die Jaffa-Street runter gefahren, die nur am Sabbat für den privaten Verkehr befahrbar ist und hat mir noch ein wenig zu den alten Häusern und deren Geschichte erzählt. Sogar die 20 Schekel wollte er zum Schluss nicht mehr haben. Alles in allem eine sehr merkwürdige Fahrt, an die ich wohl noch öfters denken werde.
Ich habe ja schon öfters im Blog und auch in den Mails geschrieben, dass ich noch keinen Israeli kennen gelernt habe, egal ob alt oder jung, der sich mir gegenüber negativ Verhalten hätte, nachdem er mitbekommen hat, dass ich Deutscher bin. Das war echt ein schlechtes Gefühl, als er rechts rangefahren ist. Ich habe mich plötzlich schuldig gefühlt und ich konnte auch seine Wut und seinen Hass auf mich, oder was ich in seinen Augen verkörpert habe, spüren. Ich bin echt froh, dass das Ganze nachher noch so ausgegangen ist. Ich hoffe, ich konnte seine Einstellung auf Deutsche wenigstens ein wenig ändern.

Nachdem ich also in Jerusalem angekommen bin, habe ich noch meinen Reisepass mit Re-Entry bei der Erlöserkirche abgeholt, zwei Flaschen Wasser gekauft und bin zum Johanniter-Hospiz gegangen. Dort habe ich mit Simone und Sebastian den Film „Schindlers Liste“ auf Video gesehen und auch übernachtet, weil es am nächsten Morgen schon wieder um sieben Uhr beim Zion-Hotel mit dem Bus nach Sodom und Gomorrha ging, zur Wanderung. Ob es geklappt hat, da ich auf der Warteliste Platz 12 belegt habe, erfahrt ihr bald. Dann gibt’s auch wieder Bilder vom Toten Meer.
Oskar Schindler ist übrigens in Jerusalem begraben.

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